… ein Schuss vor den Bug.

Oder: wie mein Vater sein Leben veränderte zu besserer Gesundheit.

Mein Vater war immer ein Genießer vor dem Herrn. Er kaufte gerne schöne Dinge. Qualität hochwertige Dinge. Und von diesen vielleicht auch mehr als genug. Was er aber wirklich besonders gerne tat, war essen. Ausgleichende Bewegung hielt sich allerdings in Grenzen, da er einen Beruf hatte, der viel Büroarbeit und viel Zeit im Auto verlangte.

Darüber hinaus war mein Papa nicht gerade der ‚sportlich veranlagte Typ‘. So baute er sich über das gut gekochte Essen meiner Mutter und seinen eigenen hervorragenden Kochkünsten eine Statur auf, die nicht gerade das Bild des gesündesten Menschen wiederspiegelte. Eigenartigerweise fühlte er sich immer gut, immer gesund und im Fluss beim Fliegenfischen, das er mit Leidenschaft, Ausdauer und Empathie für die Kreatur betrieb war er unermüdlich für Stunden unterwegs.

In der Strömung des Wassers war sein Übergewicht eher solide Hilfe, als störender Balancezerstörer. Wie in vielen Lebenslagen war er hier die Verkörperung des Fels in der Brandung.

Eines Abends im Herbst 2009 geschah jedoch etwas vollkommen Unerwartetes. Meine Eltern hatten sich bereits auf einen gemütlichen Abend ins Wohnzimmer zurückgezogen, als mein Vater Herzrasen bekam.

Er stand auf und die Nervosität einhergehend mit diesem komplett unbekannten Gefühl des nicht funktionierenden Körpers war für ihn eine enorme Belastung – von einer Sekunde auf die andere. Auf dem Land lebend, entschieden sich meine Eltern nicht auf die Rettung zu warten, sondern fuhren mit meiner Mutter am Steuer ins nächst gelegene Krankenhaus – das LKH Enzenbach. 

Mein Vater musste umgehend auf die Intensivstation – Starke Vermutung auf einen Herzinfarkt. Wir waren wie gelähmt. Seine Mutter war bevor sie ihr fünfzigstes Lebensjahr erreicht hatte an einem Infarkt auf dem Weg ins LKH-Graz verstorben. 

Nach zwei Tagen und Nächten Intensivstation durfte er in ein normales Zimmer verlegt werden, musste aber insgesamt eine Woche zur Beobachtung im Krankenhaus bleiben. Resultat aller Untersuchungen – vollkommen gesund, allerdings eine angeborene Herzinsuffizienz, die eigenartigerweise nichts mit seinem Lebensstil zu tun hatte. Die gesamte Situation hätte 60 Jahre davor genauso passieren können.

Von diesem Zeitpunkt an musste er allerdings diverse Herzmuskel unterstützende Medikation nehmen, um einen weiteren Schuss vor den Bug vermeiden zu können. Nach der Entlassung aus dem Spital, begann er regelmäßige Spaziergänge, ja geradezu Märsche in seinen Alltag einzubauen. Die gesamte Umstellung machte ihm enorm zu schaffen.

Er durchging eine Zeit der Depression, wie es für ‚realisierende‘ Herzkranke anscheinend nicht unüblich ist. Als seine Seelenverwandte hatte ich dann eines Tages die Chance in einem etwas lauteren Gespräch mit ihm, zu ihm durchzudringen und gemeinsam als Familie, überkamen wir dieses Tief.

Er verlor rund 25-30kg seines Körpergewichts und stärkte seinen Willen um das Doppelte. Bei jedem Wetter, egal Hitze, Schwüle, Eisregen oder dichter Schneefall – er hielt sich an seinen neu gefundenen und selbst auferlegten Bewegungsablauf.

Keinen Hund schickt man bei dem Wetter raus! Aber ich geh‘ jetzt!“, war sein Motivationsspruch.

Ein Schuss vor den Bug muss nicht immer von schlechter Natur sein – er kann einfach auch genau der Moment sein, der sich noch als Segen herausstellen sollte – … aber das ist eine andere Geschichte


Or: how my father changed his life for better health.

My father was always a CONNOISSEUR. He liked buying beautiful things. High quality items. And even more than enough of these. But what he really liked to do was eat. Balancing exercise was limited however, as he had a job that required a lot of office work and a lot of time in the car.

In addition, my dad wasn’t exactly the ‘athletic type’. So, he built himself up quite some weight through the well-cooked food of my mother and his own excellent cooking skills, which did not exactly reflect the image of the healthiest person. Strangely enough, he always felt good, was always healthy and in the stream while fly fishing, which he did with passion, perseverance and empathy for the creature, he was tirelessly on the move for hours.

In the current of the water his excess weight was more of a solid benefit than a disturbing balance destroyer. As in many other situations in life, he was the embodiment of solid rock.

However, one evening in the fall of 2009, something completely unexpected happened. My parents had already retired to the living room for a cozy evening when my father had a racing heart.

He got up and the nervousness associated with this completely unknown feeling of his malfunctioning body was an enormous burden for him – from one second to the next. Living in the country, my parents decided not to wait for the ambulance, but drove with my mother behind the wheel to the nearest hospital – State hospital Enzenbach.

My father had to go to Intensive Care immediately – strong suspicion of a heart attack. We were paralyzed. His mother had died of a heart attack on the way to the main hospital of Graz before she was 50 years old.

After two days and nights in the Intensive Care Unit, he was allowed to be moved to a normal room but had to stay in the hospital for a week for observation. Result of all examinations – perfectly healthy, but a congenital heart failure which strangely had nothing to do with his lifestyle. The whole situation could have happened just as well 60 years before.

From this point on, however, he had to take various heart muscle-supporting medication in order to avoid another shot across the bow. After he was released from the hospital, he began to include taking regular walks, even marches, into his everyday life. The entire change was a huge problem for him.

He went through a period of depression that is apparently not uncommon for fact ‘realizing’ heart patients. As his soul mate, one day I had the chance in a somewhat louder conversation with him to get through to him and together as a family, we overcame this low.

He lost around 50-60 lbs. of his body weight and strengthened his will by twice as much. In any weather, regardless of heat, humidity, freezing rain or heavy snowfall – he stuck to his newly found and self-imposed exercise-routine.

You don’t send a dog out in this weather! But I’m going now!”, was his motivation.

A shot across the bow doesn’t always have to be of bad nature – it can simply be the moment of a blessing in disguise, … but that’s another story.

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