Wie mich ein kleines Kind, ohne es zu ahnen, in seinen Bann zog.
Es war im Frühjahr 2015 als ich auf Grund verschiedener Umstände meine langjährigste Freundin endlich wieder einmal besuchte. Wir kannten uns zu dieser Zeit seit mehr als fünfundreißig Jahren und waren in der Schulzeit durch dick und dünn gegangen.
Sie war die geborene, erfolgreiche Karrierefrau – mit Herz. Sie hat mir oft aus der Patsche geholfen, weil sie besser erklären konnte als so mancher Lehrer. Wir waren wirklich eng befreundet, von den Tagen an als wir Küken auf dem Bauernhof ihrer Eltern zählten bis über viele, viele Jahre hinweg, uns nicht immer sehend, aber immer in Kontakt bleibend.
2009 überraschte sie mich mit einem E-mail. Sie schickte mir Fotos von sich und ihrem neugeborenen Sohn. Ich war ganz weg. Ich wusste, dass sie nach einer schweren Zeit wieder eine neue Beziehung hatte, aber da ich in dieser Zeit viel in den Staaten war, war ich nicht am Puls der Zeit.
Marlies hatte also einen Sohn. Unfassbar. Äußerst schwere Geburt. Sie von allen war die, die immer gesagt hatte, dass sie keine Kinder haben würde. So schnell kann es gehen. Raphael war ein süßer ‚Knopf‘, den ich dann bald besuchte. Wir blieben nun wieder öfter in Kontakt und gezielter.
Anfang 2015 hatte sie sich eine Zeitlang nicht wohl gefühlt, war immer etwas anfällig für grippale Infekte, und so waren es einige Wochen, ja sogar ein paar Monate, in denen wir uns nicht gesehen hatten.
Schließlich besuchte ich sie aber wieder. Kuchen und Blumen zum Wiedersehen. Sie öffnete die Tür.
Marlies trug ein quergestreiftes oversized Shirt. So überhaupt nicht sie. Sie sah irgendwie anders aus. Als ob sie so 7-8 Kilo zugenommen hätte. War sie schwanger? Das bemerkte ich aber nur innerlich, nicht sprachlich. Wir plaudern ein bisschen und schließlich fragte sie:
„Sag mal, fällt Dir nicht auf, dass ich wieder schwanger bin?“
Dann erzählte sie. Es war anfangs eine schwere Schwangerschaft gewesen. Knapp vierzig und nach der ersten schweren Geburt und einiger Begleitumstände wusste ihr Körper nicht, wie wohl der nächste Nachwuchs sich fühlen würde in der Entwicklung. Aber nun es war alles gut, sie war im 5. Monat der Schwangerschaft und der Geburtstermin war der 11. August.
Wir plauderten weiter und dann meinte sie, dass sie eine Frage hätte. Ich war gespannt. Wollte sie mich fragen, ob ich Taufpatin werden wollte? Was wäre ja lieb… „Es ist mehr eine Bitte als eine Frage!“, erklärte sie dann. Gespannter geht gar nicht…
„Würdest Du bei der Geburt dabei sein?“
WOW! Ich war absolut geschockt – mit Freude, Liebe, Ehre und unglaublichem Vertrauen ausgestattet in derselben Sekunde dieser Bitte. Einfach nur überwältigt von dieser tiefen Freundschaft und sagte sofort ja. Wir umarmten uns, ich spürte das Mädchen sogar gegen die Bauchdecke klopfen, als wolle es mich begrüßen. Wir kircherten wie damals, als kleine Mädchen, besprachen alles und nichts und nichts konnte uns bremsen.
Für die nächsten 3-4 Monate war auch die Namensfindung ein Thema. Alle in der Familie hatten Namen mit 7 Buchstaben: Michael, Marlies, Raphael und … ich überlegte. Es soll ein Name sein, der lieb ist und gut abzukürzen, ohne dass es komisch klingt.
3. Juli – ich erinnere mich genau. Ein Tag nach Marlies’ Geburtstag schrieb ich ihr meinen favorisierten Namen für „mein Mäderl“: Liliane – und Lily für die Kindheitstage.
Als am 13. August dann der Anruf kam, mich bitte im Sanatorium einzufinden, da die Wehen eingesetzt hätten, war alles irgendwie ‚ganz normal‘ für mich. Marlies‘ Mann war teilweise bei der ersten Geburt dabei, aber auf Grund der Schwere, wurde er damals gebeten, den Kreissaal zu verlassen. Ich war also auf alles vorbereitet.
Die Geburt verlief extrem schnell. Ich hatte den Anruf um 17.03h erhalten und um 18.12h war das Mädchen auf der Welt. Ich schnitt die Nabelschnur durch, die Wassergeburt war top verlaufen. Das Schlimmste war vorüber. Mama und Baby gesund und wunderschön. Eine Erfahrung, ein Erlebnis und eine Verbindung, die mit nichts zu vergleichen ist, was ich bis dahin erlebt hatte. Zu alledem wurde ich auch noch zur Namensgeberin gekürt, als ich Marlies sagen hörte:
„Und? Wie heißt Du jetzt? Ich glaube, Du bist Liliane.“
Für mich war das einer der berührendsten Momente meines Lebens.
… a still unborn girl.
How a little child pulled me under its spell without realizing it.
It was in the spring of 2015 that, due to various circumstances, I finally visited my longest known friend again. We had known each other for more than thirty-five years at that time and had gone through thick and thin in school.
She was a born, successful career woman – with a heart. She has often bailed me out because she could explain better than many teachers. We were really close friends, from the days when we counted baby chicken on her parents’ farm throughout many, many years, not always seeing each other, but always staying in contact.
In 2009 she surprised me with an e-mail. She sent me photos of herself and her newborn son. I was all stunned. I knew she was in a new relationship after a difficult time, but since I was in the States a lot during that time, I wasn’t up to date.
So Marlies had a son. Incomprehensible. Extremely difficult birth. Of all of them, she was the one who always said she would never have children. Well, it all can change fast. Raphael was a sweet ‘button’ that I soon visited. We stayed in contact again, more often, more specifically.
Beginning of 2015 she hadn’t felt well for a while, was always a little prone to flu, and so it was a few weeks, even a couple of months, in which we had not seen each other.
Finally I visited her again. Cake and flowers for the get-together. She opened the door.
Marlies wore an oversized shirt with stripes. Not her style at all. She looked different somehow. As if she had gained 10-15 pounds. Was she pregnant? But I only noticed it internally, not outspoken. We chat a little and finally she asked:
“Tell me, don’t you notice that I’m pregnant again?”
Then she started to tell. It had been a difficult pregnancy at first. Being almost forty and after the first difficult birth and a few accompanying circumstances, her body did not know how well the next offspring would feel in development. But now it was all good, she was 5 months pregnant and the due date was August 11th.
We kept chatting and then she said she had a question. I was excited. Did she want to ask me if I wanted to be a godmother? How nice would that be … “It’s more of a request than a question!”, she then explained. It couldn’t be more exciting …
“Would you be there for the birth?”
WOW! I was absolutely shocked – endowed with joy, love, honor and incredible trust in the very second of this request. Just overwhelmed by this deep friendship, I immediately said yes. We hugged, and I even felt the girl kicking as if she wanted to greet me. We chatted like we did back then, as little girls, discussing everything and nothing, and yet we couldn’t be stopped.
Finding a name was also an issue for the next 3-4 months. Everyone in the family had names with 7 letters: Michael, Marlies, Raphael and … I thought about it. It should be a name that is sweet and can be abbreviated well without sounding strange.
July 3rd – I remember exactly. One day after Marlies ’birthday, I wrote her my favorite name for” my little girl “: Liliane – and Lily for childhood days.
When the call reached me on August 13th to please meet at the private hospital, since labor had started, everything was somehow ‘completely normal’ for me. Marlies‘ husband was partly present at the first birth, but due to the severity, he was asked to leave the delivery room. So, I was prepared for anything.
The birth was extremely quick. I had received the call at 5:03 p.m. and at 6:12 p.m. the girl was born. I cut the umbilical cord; the water birth had gone very well. The worst was over. Mom and baby healthy and beautiful. An experience, an event and a connection that cannot be compared to anything I had experienced before. In addition to all of this, I was called the ‘name giving person’ when I heard Marlies say:
“And? What’s your name now? I think you are Liliane.”
For me it was one of the most touching moments of my life.